Andauernd konfrontiert uns das Leben mit Entscheidungssituationen. Manche davon sind wirklich wichtig. Denn wie wir uns entscheiden, hat großen Einfluss auf unser zukünftiges Leben. Beispielsweise: Wie soll es beruflich weitergehen? Ist die Beziehung noch zu retten? Möchte ich ein Kind ja oder nein? Wäre diese Operation wirklich eine gute Entscheidung?
Wir möchten keine falsche Entscheidung bereuen.
Existenzielle und sehr wichtige Entscheidungen fallen den meisten Menschen schwer. So entstehen Entscheidungsschwierigkeiten häufig, weil wir einfach zu wenige oder die falschen Entscheidungsoptionen haben.
Wer im Job unzufrieden ist, denkt oft nur an die Möglichkeit, sich eine andere Stelle zu suchen. Will aber genau das vielleicht auch nicht.
Wer in seiner Beziehung unglücklich ist, sieht oft nur die Möglichkeit, sich zu trennen. Aber für diesen Schritt scheint die Beziehung eigentlich auch noch zu gut zu sein.
Dabei gibt es in den allermeisten Fällen noch viele weitere Entscheidungsoptionen. Wir kommen nur so selten darauf. Daher beschränken wir uns auf wenige und oftmals auch unattraktive Entscheidungsoptionen. Und haben Angst, später zu bereuen, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben.
Wenn du in der Entscheidungsfalle steckst …
Wer zu wenige Entscheidungsoptionen hat, fühlt sich wie in der Falle oder mit dem Rücken zur Wand. Du hast Zweifel an deinen eigenen Entscheidungen. Das blockiert und macht handlungsunfähig. Die Folge: Gute Entscheidungen rücken in noch weitere Ferne.
Daran kannst du aber ganz leicht etwas ändern. Und zwar so, dass du in Zukunft stets über mehr als genug Entscheidungsoptionen verfügst.
Wie das geht? Ganz einfach mit dem Drehbuch-Prinzip.
Diese einfache und enorm wirkungsvolle Technik zeigt dir einen richtig guten Weg aus einer ausweglos erscheinenden Entscheidungssituation.
Mit dem Drehbuch-Prinzip vermehrst du auf ganz einfache Weise deine Entscheidungsoptionen. So kommst du auf Optionen, die für dich wirklich attraktiv sind. Und das macht es dir viel leichter, eine Entscheidung zu treffen, die wirklich zu dir passt.
Das Drehbuch-Prinzip für eine bessere Entscheidung
Das Drehbuch-Prinzip setzt bei deiner Vorstellungskraft an. Aber keine Sorge. Auch, wenn du dich für nicht besonders fantasievoll oder kreativ hältst, mit dem Drehbuch-Prinzip gelingt es dir ganz sicher, neue und unerwartete Entscheidungsoptionen zu finden.
Denn das Drehbuch-Prinzip basiert auf einer ganz alltäglichen Handlung. Ich bin mir sicher, dass auch du sie schon mal ausgeführt hast.
Bestimmt hast du dir beim Anschauen eines Filmes auch schon einmal vorgestellt, wie die Handlung auch ganz anders hätte weitergehen können. Was vielleicht passiert wäre, wenn die Hauptfigur nur ein paar Minuten später ihre Wohnung verlassen hätte.
Ganz ähnlich funktioniert das Drehbuch-Prinzip. Nur dass du dabei deinen persönlichen Film von deiner Entscheidungssituation weiterdrehst. Und zwar in möglichst vielen Varianten.
Indem du dir deine Situation als Film vorstellst, gewinnst du Abstand zu deiner Entscheidung. Du nimmst eine übergeordnete Perspektive ein, eine Meta-Perspektive. Und das hilft dir, ganz neue Handlungsmöglichkeiten zu entdecken.
Damit du das Drehbuch-Prinzip ganz leicht auf deine persönliche Situation anwenden kannst, habe ich hier 3 Schritte für dich entwickelt. Ich erkläre dir ganz genau, was du Schritt für Schritt tust, um zu einer Fülle von neuen Möglichkeiten für deine Entscheidung zu finden.
Bevor du das Drehbuch-Prinzip an deiner eigenen Entscheidungssituation ausprobierst, lies dir aber bitte kurz die Anleitung einmal komplett durch.
Schritt 1: Gib deinem Film einen Titel
Gib dem Film deiner Entscheidungssituation einen Filmtitel.
Zum Beispiel:
„Die geheimnisvollen Wege des Herrn L.“
Oder:
„Die Schwierigkeiten einer Ehe.“
Wenn du deiner Entscheidungssituation einen Filmtitel verpassen willst, musst du sie ein bisschen von oben herab betrachten. So nimmst du gleich eine andere Perspektive ein. Und dieser Perspektivwechsel hilft dir ganz automatisch, offener zu werden für weitere Möglichkeiten, mit dieser Situation umzugehen.
=> Gibt deiner Entscheidungssituation einen aussagefähigen Titel.
Schritt 2: Rekapituliere das „reale Drehbuch“
Wenn deine Entscheidungssituation ein Film wäre, welche Geschichte würde darin erzählt?
Fasse die Geschichte deiner Entscheidungssituation kurz zusammen. Lasse dazu die Vorgeschichte deiner Entscheidungssituation bis heute gedanklich vor deinem inneren Auge ablaufen.
Versuche dabei eine gute Balance hinzubekommen. Verliere dich nicht in Details, aber bleibe auch nicht zu sehr an der Oberfläche. Lass deine Erinnerungen einen Moment auf dich wirken. Ähnlich, wie es bei einer kurzen Einleitung zu der neuen Folge einer Serie ist. Da kommt ja meist auch ein kurzer Vorspann, in dem das Wichtigste nochmal in einzelnen Filmsequenzen gezeigt wird.
Sag dir: „Was bisher geschah …“ Und lass den Film vor deinem inneren Auge ablaufen.
Frage dich:
- Wie fing alles an?
- Was war der Auslöser, sodass du gemerkt hast: „Hier steht eine Entscheidung an“?
- Welche Personen waren beteiligt?
- Wer hat was getan?
- Wer hat was gesagt?
Welche äußeren Ereignisse haben Einfluss auf deine Entscheidungssituation gehabt?
=> Lass die Vorgeschichte und die derzeitige Situation deiner Entscheidung vor deinem inneren Auge ablaufen.
Schritt 3: Dreh Variationen deines Films
Nun wirst du zum Drehbuch-Autor.
Ein „richtiger“ Film gehört in aller Regel einem Genre an. Es handelt sich um eine Komödie, einen Thriller oder eine Tragödie. Es gibt auch Mischungen zwischen unterschiedlichen Genres. Je nachdem zu welchem Genre ein Film gehört, entwickeln sich Einstiegsszenen unterschiedlich.
Eine Frau hatte eine Autopanne. Diese Einstiegsszene wird bei einem Thriller zu ganz anderen Konsequenzen führen als in einer romantischen Komödie.
Die ersten Sequenzen deines Films von deiner Entscheidungssituation stehen ebenfalls. Sie sind abgedreht. Aber wie geht es jetzt weiter?
Stell dir nun vor, wie dein Film sich aus unterschiedlichen Perspektiven weiterentwickeln würde.
Stell dir vor: Wie würde sich dein Protagonist/deine Protagonistin verhalten, wenn er oder sie …
- … ein Superheld wäre?
- … in einem Rosamunde-Pilcher-Film mitspielen würde?
- … in einem „Tatort“ vorkäme?
- … eine Rolle in einer Doku über zwischenmenschliche Beziehungen hätte?
- … eine Heldin deiner Kindheit wäre: Pippi Langstrumpf, Superman?
- … eine Witzfigur wäre: Donald Duck, Dick & Doof, Louis de Funès?
Viele Drehbuchautoren schreiben in Teams. Hol auch du dir einen Ratgeber dazu. Vielleicht eine Freundin oder einen Freund. Dazu brauchst du noch nicht einmal ganz real mit jemandem zu sprechen.
Stell dir einfach vor, was andere zu deiner Filmhandlung sagen würden. Wie würden sie sie weiterentwickeln?
Wie würde deine Handlung weitergehen, wenn du …
- … deinen besten Freund, deine beste Freundin fragen würdest?
- … wenn du deinen größten Feind oder jemanden, mit dem du dich nicht gut verstehst, fragen würdest?
- … ein Familienmitglied, z. B. deinen Vater, deine Mutter, deine Geschwister, dein Kind, fragen würdest?
Wenn du also eine berufliche Entscheidung treffen musst und bisher nur die Optionen A und B gesehen hast, so bringt dich …
… die Perspektive eines Helden vielleicht auf die Idee, deinen Chef darum zu bitten, den einen von dir ungeliebten Bereich an eine Kollegin abgeben zu dürfen. Und stattdessen das Projekt xy zu übernehmen, das deinen Arbeitsalltag im Nu interessanter machen würde.
… die Sichtweise der Rosamunde-Pilcher-Verfilmung vielleicht auf den Gedanken, dich auf eine Stelle im Ausland zu bewerben.
Du wirst merken, dass viele absurde und völlig abwegige Entscheidungsoptionen bei deinen „Dreharbeiten“ herauskommen.
So bringt dich …
… die Vorstellung, was dein größter Feind dir raten würde, auf die Idee, zum nächstmöglichen Termin zu kündigen und eine Weltreise zu unternehmen.
… die Perspektive einer Witzfigur dazu, deinem Chef zu erzählen, dass du ein wirklich interessantes Angebot von einer anderen Firma hättest. Du würdest aber durchaus bleiben wollen. Wenn … du 15 % mehr Gehalt bekommst/du einen Tag die Woche Home-Office machen darfst/du eine halbe Unterstützung bekämest.
Zensiere sie nicht. Versuche vielleicht sogar ein wenig Freude an dem zu haben, was deine Fantasie ausspuckt. Denn je lockerer du wirst, desto wahrscheinlicher ist es, dass auch wirklich interessante und machbare Möglichkeiten für deine Entscheidungssituation herauskommen. Und manchmal steckt in einer auf den ersten Blick völlig absurd erscheinenden Entscheidungsoption die ultimative Lösung für deine Entscheidungsfrage.
Notiere die Ideen, die du für wertvoll hältst. Bei denen du denkst: Da müsste ich mal in Ruhe drüber nachdenken. Und lass diese Übung die nächsten Tage deinen Alltag begleiten. Vielleicht denkst du immer mal wieder an dein Drehbuch und daran, welche Möglichkeiten es noch gäbe, deine Entscheidungssituation weiterzuentwickeln.
=> Dreh vor deinem inneren Augen verschiedene Variationen, wie es mit deiner Entscheidungssituation weitergehen könnte. Wechsle in die verschiedensten Perspektiven und notiere Entscheidungsoptionen, die für dich interessant sind.
Was bringt dir das Drehbuch-Prinzip für deine Entscheidung?
Eine Entscheidungssituation ist besonders schwierig, wenn du zu wenige Entscheidungsoptionen hast. Du fühlst dich in der Falle und mit dem Rücken zur Wand.
Immer dann lohnt es sich, Entscheidungsoptionen zu finden. Denn damit erweiterst du deinen Handlungsspielraum. Du fühlst dich befreiter und einfach entspannter. Und aus einer entspannten Haltung heraus entstehen dann auch bessere Entscheidungen.
Mit dem Drehbuch-Prinzip gelingt dir das leichter, als wenn du rein rational überlegst: Was kann ich denn noch machen? Was soll ich bloß tun?
Denn das Drehbuch-Prinzip zapft eine wertvolle Quelle an: deine Fantasie. Du kennst dich und deine Situation am besten. Du bist der Experte oder die Expertin für deine Entscheidungssituation. Und in deinem Inneren schlummern viele unentdeckte Lösungsmöglichkeiten, auf die du zunächst gar nicht kommst. Das Drehbuch-Prinzip hilft dir, deine Quelle der Fantasie zu nutzen. Und herauszufinden, was in einer ausweglos erscheinenden Situation noch alles möglich ist.
Ich wünsch dir viel Erfolg und Spaß beim Ausprobieren des Drehbuch-Prinzips und dass du viele neue unentdeckte Entscheidungsoptionen findest. Vor allem auch die ein oder zwei, die dich wirklich weiterbringen.
Schreibe in den Kommentaren von deinen Erfahrungen mit dem Drehbuch-Prinzip. Ich bin gespannt, wie es dir mit dieser fantasievollen Methode ergeht.
Nicole Alps war Autorin bei Zeit zu leben, dem Online-Magazin und Kurs-Anbieter für Persönlichkeitsentwicklung.
Als Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie unterstützt sie Menschen unter anderem darin, die für sie persönlich beste Wahl in wichtigen Lebensentscheidungen zu treffen.
5 Comments on “Eine wirklich gute Entscheidung treffen mit dem Drehbuch-Prinzip”
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tolle Idee! das klingt richtig spannend und kreativ. probiere ich auf jeden fall aus und bin davon überzeugt dass es klappen wird – nämlich auf einmal mehrer unerwartete Optionen zu sehen. dann kommt als nächstes sicher der Mut 😉
danke für diese Inspiration!
Martina
Liebe Nicole
morgen habe ich ein Bewerbungsgespräch, 2. Runde – ich tue mich schwer, weil sowohl bleiben wie auch gehen einige gewichtige Vor- bzw. Nachteile hat…
tolle Idee mit dem Drehbuch-Prinzip werde es morgen auf der Zugfahrt noch ausfeilen und dann melden, was es gebracht hat
Filmtitel fiel mir schon mal innert Sekundenbruchteilen ein: „Geld oder Leben“ (was ja auch ein bisschen doof ist, denn Geld braucht man ja auch zum Leben 😉
nun geh ich erst mal schlafen…
Liebe Grüsse
Barbara
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