Stell dir mal vor, du würdest mit einer Etikettiermaschine durch dein Leben laufen und würdest allen Dingen ein Preisschild anheften. Also auch Freunden, Freizeitaktivitäten oder deinem Partner.
Eine ziemlich erschreckende Vorstellung, oder?
Ich bin vor kurzem auf einen ziemlich provokanten Gedanken gestoßen, den ich heute gerne mit dir teilen würde. Dieser Gedanke ist im folgenden Zitat versteckt:
„There is no such thing as a free lunch.“
Sinngemäß auf Deutsch: „Eine kostenlose Mahlzeit, so etwas gibt es nicht.“
Oder ganz frei übersetzt: „Es gibt nichts umsonst, alles hat einen Preis.“
Dieser Satz wird in den Wirtschaftswissenschaften gern genutzt, um zu verdeutlichen, dass es nichts wirklich umsonst gibt. Sondern, dass in der Realität alles einen Preis hat. Selbst eine ‚kostenlose Mahlzeit‘, die z. B. an Bedürftige verteilt wird. Diese ‚kostet‘ u. a. die Nahrungsmittel und die Arbeitszeit derer, die sie zubereiten und verteilen.
Ich muss zugeben, dieser Gedanke hat mir zuerst ein wenig missfallen. Muss man diese ökonomische Denke immer auf alles anwenden, sogar auf Suppenküchen?
Doch je länger ich so über diese Aussage nachdachte, desto mehr konnte ich ihr abgewinnen. Nicht, weil ich sie mag. Sondern weil sie für mich eine unangenehme Wahrheit ausspricht.
Die grundlegende Feststellung: Für alles, ja wirklich alles im Leben, zahlen wir einen Preis.
Einen Preis zahlst du immer
Ganz bewusst fällt uns das erst auf, wenn wir z. B. eine schwierige Entscheidung treffen müssen. Oder wenn wir uns ein schweres Ziel setzen. In solchen Situationen werden wir ganz deutlich mit der Frage konfrontiert: Bin ich wirklich bereit, den Preis für dieses Ziel oder diese Entscheidung zu zahlen?
Doch nicht nur wenn ich mir Ziele setze oder bewusste Entscheidungen treffe, zahle ich einen Preis.
Wir zahlen diesen Preis auch bei den alltäglichen Entscheidungen, über die wir nicht lange nachdenken. Bei den Entscheidungen, die für uns eindeutig sind. Dort zahlen wir den damit verbundenen Preis eben, ohne groß darüber nachzudenken und ohne zu murren.
Und auch in Lebenssituationen, in denen wir uns eingerichtet haben, zahlen wir immer noch einen Preis dafür, dass wir unser Leben so führen. Oftmals sehen wir ihn einfach nur nicht mehr oder blenden ihn aus.
Zum Beispiel wenn ich einen sicheren Job habe, der mir aber überhaupt keinen Spaß macht.
„Na ja, das ist doch okay, Arbeit muss nicht Spaß machen“, könnte man denken.
Aber es gibt auch hier einen Preis, den wir dafür zahlen: Langeweile, Unzufriedenheit, Verschwendung meiner Lebenszeit usw.
Wir zahlen also ständig einen Preis. Zu jeder Zeit. Und ja, sogar für die guten Dinge im Leben.
Ein interessanter Gedanke, aus dem ich zwei Erkenntnisse für mich gezogen habe:
1. Eine Kehrseite gibt es immer
Die erste wertvolle Erkenntnis, die man daraus ziehen kann: Ja, das Leben ist tatsächlich kein Ponyhof. Zumindest nicht immer. Denn auch auf dem Ponyhof muss man irgendwann mal den Mist wegmachen. Das heißt, alles im Leben hat also auch mal seine negativen Seiten und kostet eben seinen Preis.
Sogar wenn ich mir bewusst aussuchen könnte, Multimillionär zu sein, wäre das der Fall:
- Vielleicht würden mich ständig Menschen um Geld bitten und ich müsste nein sagen.
- Vielleicht wüsste ich nie mehr, wer mich wirklich liebt und wer nur mein Geld will.
- Vielleicht wäre es irgendwann einfach nur noch langweilig, alles tun oder haben zu können.
Ja, so hat alles eben auch seine Kehrseiten, seinen ‚Preis‘.
Und sich das bewusst zu machen, das entspannt total.
Es entspannt mich, weil ich dadurch weiß: Es ist vollkommen o. k., dass es jetzt gerade auch mal schwer ist. Dass ich mal die Negativseite erlebe und durchs Tal muss. Denn nichts wird immer nur schön und gut sein. Alles wird auch mal eine mühsame und schwere Seite haben. Eben auch all die guten Dinge.
Oft sehen wir das nicht, wenn wir uns auf dem eingeschlagenen Weg gerade in einem Tal befinden. Dann richten wir unseren Fokus gern mal komplett auf die negativen Seiten:
- Habe ich einen Fehler gemacht?
- Ist das noch der richtige Weg?
- Ist es wirklich das, was ich will …?
Doch auf allen anderen Wegen wären wir früher oder später auch mal in ein Tal geraten. Auch hier hätten wir irgendwann den Preis für diesen Weg zahlen müssen.
Wenn man sich das bewusst macht, dann fällt es viel leichter, mit solchen Hürden im Leben umzugehen. Denn ich weiß: Ja, ich werde auch Tage haben, an denen ich das, was ich eigentlich mag, verfluche. Das ist aber vollkommen normal. Weil auch das, was ich eigentlich mag, eben seinen Preis hat.
Also zum Beispiel die Pferdehaufen auf dem Ponyhof wegzuschaufeln 😉
2. Welchen Preis wähle ich?
Eine weitere wichtige Erkenntnis für mich: Wenn ich mir bewusst mache, dass wirklich alles seinen Preis hat, dann kann ich das gut nutzen, um Entscheidungen zu treffen, die besser zu mir passen.
Wenn ich nämlich konsequent hinschaue und mir die Fragen stelle:
- Welchen Preis muss ich hierfür eigentlich zahlen?
- Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen?
- Welchen bin ich nicht bereit zu zahlen?
- Und warum?
Sich das bewusst zu machen, kann uns in vielerlei Hinsicht die Augen öffnen. Denn zu wissen, was ich nicht will, welchen Preis ich nicht bereit bin zu zahlen, das sagt eine Menge darüber aus, welchen Weg ich besser einschlagen sollte.
Beispiel Beruf
Ein klassisches Beispiel, das vielen Menschen vielleicht einmal im Leben begegnet: Willst du gern beruflich aufsteigen oder lieber eine gute Work-Life Balance für dich erhalten?
Bist du dann auch bereit, den Preis zu zahlen und mehr zu arbeiten und deine Freizeit zu opfern? Oder bist du eher bereit dafür, mit weniger Geld auszukommen und auf beruflichen Aufstieg zu verzichten?
Eine schwierige Frage, bei der wir den einen Preis gegen den anderen abwägen müssen.
Such dir den Preis bewusst aus
Und von solchen schwierigen Fragen gibt es eine Menge im Leben:
- Zeitmangel oder Geldmangel?
- Unsicherheit oder Langeweile?
- Vortäuschung oder Scham?
- Rackerei oder Perspektivlosigkeit?
- …
Deine persönlichen Antworten darauf können dir einen ganz entscheidenden Hinweis darauf geben, welcher Weg für dich persönlich besser ist. Besonders wenn du dir dabei immer wieder bewusst machst: Einen Preis werde ich so oder so zahlen müssen. Also kann ich auch einfach den Preis aussuchen, den ich eher bereit bin zu zahlen.
Viele Menschen merken auch erst im Tun, dass sie gar nicht bereit sind, den erforderlichen Preis zu zahlen. Stell dir also öfter mal die Fragen:
- Wie lautet eigentlich der Preis hierfür?
- Und welchen Preis zahle ich lieber?
Und das ist die zweite wertvolle Erkenntnis für mich: Wenn ich genau hinschaue, welchen Preis ich bereit bin zu zahlen und welchen nicht, dann kann ich Entscheidungen treffen, die noch besser zu mir passen. Und hinter diesen Entscheidungen dann auch viel besser stehen.
Den Preis zahlen: Eine unbequeme Wahrheit
Eine kostenlose Mahlzeit gibt es nicht. Eine Feststellung, die bei mir erst ein wenig Unbehagen verursacht hat.
Aber wenn ich es so durchdenke, sind es eben oft genau solche unbequemen Wahrheiten, die den eigenen Horizont am meisten erweitern.
Alles im Leben hat seinen Preis. Vielleicht sollten wir öfter danach schauen. Und bewusster entscheiden, welchen Preis wir bereit sind zu zahlen und welchen nicht.
Mathias ist 1983 geboren und lebt in Hamburg. Mathias war von 2011 bis 2020 Teil der Redaktion von Zeit zu leben. 2018 hat er seinen eigenen Blog gegründet. Dort geht es um alles, was du selbst tun kannst, um dein Immunsystem zu stärken.